Sonntag, 7.10.2018 Gute Laune. Handgemacht.
Brunettis im Roten Pavillon
Wieder eine Elmshorn-Premiere im Roten Pavillon:
Brunettis gastieren bei uns. Brunettis, das ist das musikalische alter-Ego von Inge und Werner Karch. Als Brunettis verwirklichen sie ihre musikalischen Träume – und bereiten ihren Zuhörern große Freude.
Aktuelle Hits von gestern und heute, so lautet die musikalische Devise der beiden Künstler, die den Roten Pavillon bei bestem Wetter in der unerwarteten Verlängerung des Sommers besuchten. Und es war tatsächlich ein bunter Mix, den Inge und Werner im Gepäck hatten. Neben Coversongs, wie „Always on my mind,“ den meisten von Elvis Presley bekannt und „Renegades“ auch echte Klassiker, wie „Layla“ von Eric Clapton und „I shot the Sheriff“ des legendären Bob Marley.
Neben gutem Equipment bedarf es da schon ausgefeilter Arrangements, mit Werner an der Gitarre und Inge an den Perkussions, um den Originalen umfassend gerecht zu werden und ihnen eine eigenen Stempel aufzudrücken.
Daneben gab es aber auch selbstgeschriebene Songs, die aus eigener beruflicher Erfahrung in sozialen Berufen gespeist sind, so beispielsweise in „Sozialarbeit, Sozialarbeit“, wo Werner die tagtäglich Mühen dieser wichtigen Berufsgattung mit schmunzelndem Blick würdigt.
Oder im Song „Armer Reichtum, reiche Armut“, in dem, er fragt, ob wirklicher Reichtum nicht eher auf Liebe und Freude, als auf finanzieller Potenz beruht. Alle Songs werden immer launig von Werner Karch anmoderiert, der gleich zu Beginn des Nachmittags beschlossen hat, das Publikum zu Euchzen (statt zu siezen).
Wenn man so lange gemeinsam musikalisch unterwegs ist, stellt sich ganz irgendwann natürlich auch die Frage nach einem eigenen Liebeslied. So hatte Werner mit dem Song „Hey, hey, hey (ich liebe Dich)“ seine persön-liche Liebeserklärung an Inge dabei.
Aber, so stellte er für die Männer im Publikum freundlicherweise klar, im Alltag geht es durchaus auch mal eine Nummer kleiner, wenn man nun mal kein eigenes Liebeslied zu Papier bringt. Hauptsache, man gibt dem Partner immer wieder das Gefühl, geliebt zu sein, in welcher Form auch immer man es dann ausdrückt.
Mit „Smooth operator“ von Sade und „Brothers in arms“ des begnadeten Mark Knopfler ging es in den ruhigeren Part, bevor der gesamte Pavillon in der Zugabe mit dem Leonard-Cohen-Klassiker „Hallelujah“ wieder zum Mitschwingen und Mitsingen gebracht wurde.
Ein tolles Konzert sympathischer Künstler, die wie angekündigt, den Pavillon in Gute Laune versetzt haben. Gerne wieder, so das meistgehörte Fazit unserer musikalischen Stunde.
Holger Niemann
Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne – mit tollen Songs !
Sonntag, 9.9.2018 Nicht ohne meine Gitarre
Attila Vural im Roten Pavillon
Eine Elmshorn-Premiere: Attila Vural ist unter Gitarristen natürlich eine feste Größe. In Elmshorn war er bisher aber noch nicht. Entsprechend gespannt war unser Publikum im vollbesetzten Roten Pavillon, als Attila Vural seinen Elmshorner Auftritt mit „Painting a Reverie“ begann und dabei auf seine Konzertgitarre vertraute – und auf seine bemerkenswerte Fingerfertigkeit. Nun wäre einzuwenden, dass doch jeder Gitarrist mit flinken Fingern unterwegs sein muss. Allerding ist es bei Attila Vural schon schwierig mit dem Auge zu verfolgen, was die Hände und besonders die Finger tun. Eingebettet in eine groovige Bassbegleitung sind verschiedene Melodien zu hören, die wiederum von anderen musikalischen Einwürfen unterbrochen werden. Zeitweise meint das Ohr 3 verschiedene Instrumente zu hören. Daher schon beim ersten Song andächtiges Staunen bis zum Schlussakkord.
Viele Gitarristen bewegen die Gitarre nach dem finalen Griff und „schütteln“
quasi noch den letzten Ton aus dem Korpus. Ganz anders bei Attila Vural:
Der dreht die Gitarre und streicht dann zärtlich über deren Rückseite und
entlockt ihr dabei einen Ton oder Schlussakkord,
ABER: Wie macht er das ??
Ich konnte es nicht lösen und habe bis zum Ende immer wieder gestaunt.
Es folgte „Salagnon Island“ von seiner CD „Encounters at the Riviera“ ein eher ruhiges Gitarrenstück, bei dem er die Saiten nicht nur anschlägt, sondern auch drüber streicht und kratzt. Fast meint man im Hintergrund Grillen zirpen zu hören, aber alles macht dieser großartige Musiker.
Bei „Shawn & Chocolate“ dann wird die Gitarre zum Multi-Instrument. Attila schlägt die Saiten kaum, sondern klopft Rhythmus und Melodie aus der Gitarre. Immer wieder wird der Korpus zum Bongo umfunktioniert und tatsächlich alle Seiten des Korpus klangmäßig eingesetzt. Zwischendrin ruhen die Saiten auf seinem Schoß und werden dort hin- und her bewegt. Lachen und ungläubiges Kopfschütteln im Publikum. Was so alles am Instrument klingen kann. Das ist erst die Konzertgitarre. Sehnsüchtig linsen die Besucher nach dem anderen Instrument.
Das ist eine doppelhalsige Gitarre, die immer noch unberührt daneben steht. Sie wird erst nach der Pause zum Einsatz kommen. Wie Attila Vural später erklärt, handelt es sich um eine Spezialanfertigung, die er jüngst in der Pfalz entgegennehmen durfte. Er hat sie erst seit 14 Tagen und ist mit ihr im wahrsten Sinne noch auf Jungfernfahrt. Neben dem klassisch anmutenden Hauptgriffbrett gibt es noch einen zweiten kürzeren und schmaleren Hals, der höher gestimmt ist und klanglich an eine Ukulele erinnert. Beide werden für sich, aber auch gemeinsam gespielt. 15 Saiten, die zum Klingen und Swingen gebracht werden. Das Geheimnis der jeweils 7. Saite ist schnell geklärt: Die D-Saite ist einfach gedoppelt. Ach so.
Neben vielen eigenen Kompositionen hat Attila Vural aber auch noch einige Klassiker mitgebracht. Bei „Sound of Silence“, „Samba Pa Ti“, oder „Fragile“ von Sting läuft im Kopf immer die bekannte Melodie und manchmal der Text mit. Und Fuß, Hand oder Kopf werden fast automatisch immer mit bewegt, eher mitgerissen, erst recht bei „Dock of the Bay“ von Otis Redding. Attila Vural lässt den Pavillon und die Zuhörer vor der Tür immer wieder staunen, wie er das macht. Sogar die Wildenten auf dem Teich spielen mit und quäken immer wieder dazwischen, aber durchaus an den passenden Stellen wie er hinterher lächelnd beteuert.
Ein Konzert, bei dem mir mein Zeitgefühl vor Faszination abhandenkam. Was, schon 90 Minuten ? Er fing doch gerade erst an… Großer und langanhaltender Applaus für einen ganz großartigen Musiker. Hoffentlich kommt er noch einmal wieder !!
Holger Niemann
Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne
immer wieder neue Sounds !
Sonntag, 26.8.2018 Die Liedermacherkiste
Michael „Humpel“ Friedrich im Roten Pavillon
Wie schon im letzten Jahr gab es wieder ein Soloprogramm von Michael Friedrich und seiner Liederkiste im Roten Pavillon.
Auch diesmal ist er ganz tief in
seine Liedermachersammlung eingetaucht und hat gestöbert, gesucht und gewählt.
Im vergangenen Jahr gab es bereits zu Beginn Ansagen, welche Stücke denn alle nicht gespielt würden. Diese Stücke waren nicht vergessen und wurden am vergangenen Sonntag alle eingepackt, da wollte Humpel Friedrich uns nichts schuldig bleiben.
Am Beginn stand diesmal Hannes Waders „Heute hier, morgen dort“. Weiter ging es mit Reinhard Mey („Über den Wolken“), den Michael aufgrund seiner beruflichen Stationen auch einmal selbst getroffen hatte. Dabei entlockte er ihm die verblüffte Aussage „was, das kennen Sie noch ??“ zu dessen Ballade „Der Schuttabladeplatz der Zeit“, die es natürlich im Anschluss auch zu hören gab.
Das diesjährige Programm umfasst einige Jahrhunderte, so zum Beispiel „Sooft im meine Tobackspfeife – Erbauliche Gedanken eines Tobackrauchers“ von Johann Sebastian Bach aus dessen zweiten Notenbuch für Anna Magdalena Bach (begonnen 1725), welches bei Michael Friedrich aber doch mehr nach Hannes Wader, als nach Bach klang.
Etwas jünger dann schon Carl Michael Bellmans „So troll´n wir uns“, welches wohl Ende des 18. Jahrhunderts in die Charts kam… Aus der Neuzeit stammten wiederum „Erzähl mir die Geschichte“ und „Langsam“, welche beide den Wise Guys zuzuordnen sind.
Nicht immer gehen musikalisches Wohlbefinden mit angenehmer Ausstrahlung einher, was Michael Friedrich untern anderem mit seinem „Mundgeruch-Blues“ eindrucksvoll vor Augen, bzw. besser Ohren führte. Aus seiner Feder stammte auch „In dieser Straße“, welches die Probleme der zuletzt Zugezogenen mit den lieben Nachbarn sehr bildlich vor Augen führte.
Ein Klassiker, der nicht fehlen durfte ist natürlich „Geh nicht fort von mir“, dessen Text aus der Feder von Klaus Hoffmann und dessen Melodie von Jacques Brel stammt („Ne me quitte pas“). So verging die geplante Stunde wie im Fluge und unversehens war Michael „Humpel“ Friedrich mit „Deinetwegen“ bei Udo Jürgens und dem letzten Stück angelangt.
Zu Recht großer Applaus für einen großen Liedermacherbogen und einem in jeder Hinsicht unterhaltsamen Auftritt.
Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne immer wieder für ein Solo gut !