Sonntag, 9.9.2018 Nicht ohne meine Gitarre
Attila Vural im Roten Pavillon
Eine Elmshorn-Premiere: Attila Vural ist unter Gitarristen natürlich eine feste Größe. In Elmshorn war er bisher aber noch nicht. Entsprechend gespannt war unser Publikum im vollbesetzten Roten Pavillon, als Attila Vural seinen Elmshorner Auftritt mit „Painting a Reverie“ begann und dabei auf seine Konzertgitarre vertraute – und auf seine bemerkenswerte Fingerfertigkeit. Nun wäre einzuwenden, dass doch jeder Gitarrist mit flinken Fingern unterwegs sein muss. Allerding ist es bei Attila Vural schon schwierig mit dem Auge zu verfolgen, was die Hände und besonders die Finger tun. Eingebettet in eine groovige Bassbegleitung sind verschiedene Melodien zu hören, die wiederum von anderen musikalischen Einwürfen unterbrochen werden. Zeitweise meint das Ohr 3 verschiedene Instrumente zu hören. Daher schon beim ersten Song andächtiges Staunen bis zum Schlussakkord.
Viele Gitarristen bewegen die Gitarre nach dem finalen Griff und „schütteln“
quasi noch den letzten Ton aus dem Korpus. Ganz anders bei Attila Vural:
Der dreht die Gitarre und streicht dann zärtlich über deren Rückseite und
entlockt ihr dabei einen Ton oder Schlussakkord,
ABER: Wie macht er das ??
Ich konnte es nicht lösen und habe bis zum Ende immer wieder gestaunt.
Es folgte „Salagnon Island“ von seiner CD „Encounters at the Riviera“ ein eher ruhiges Gitarrenstück, bei dem er die Saiten nicht nur anschlägt, sondern auch drüber streicht und kratzt. Fast meint man im Hintergrund Grillen zirpen zu hören, aber alles macht dieser großartige Musiker.
Bei „Shawn & Chocolate“ dann wird die Gitarre zum Multi-Instrument. Attila schlägt die Saiten kaum, sondern klopft Rhythmus und Melodie aus der Gitarre. Immer wieder wird der Korpus zum Bongo umfunktioniert und tatsächlich alle Seiten des Korpus klangmäßig eingesetzt. Zwischendrin ruhen die Saiten auf seinem Schoß und werden dort hin- und her bewegt. Lachen und ungläubiges Kopfschütteln im Publikum. Was so alles am Instrument klingen kann. Das ist erst die Konzertgitarre. Sehnsüchtig linsen die Besucher nach dem anderen Instrument.
Das ist eine doppelhalsige Gitarre, die immer noch unberührt daneben steht. Sie wird erst nach der Pause zum Einsatz kommen. Wie Attila Vural später erklärt, handelt es sich um eine Spezialanfertigung, die er jüngst in der Pfalz entgegennehmen durfte. Er hat sie erst seit 14 Tagen und ist mit ihr im wahrsten Sinne noch auf Jungfernfahrt. Neben dem klassisch anmutenden Hauptgriffbrett gibt es noch einen zweiten kürzeren und schmaleren Hals, der höher gestimmt ist und klanglich an eine Ukulele erinnert. Beide werden für sich, aber auch gemeinsam gespielt. 15 Saiten, die zum Klingen und Swingen gebracht werden. Das Geheimnis der jeweils 7. Saite ist schnell geklärt: Die D-Saite ist einfach gedoppelt. Ach so.
Neben vielen eigenen Kompositionen hat Attila Vural aber auch noch einige Klassiker mitgebracht. Bei „Sound of Silence“, „Samba Pa Ti“, oder „Fragile“ von Sting läuft im Kopf immer die bekannte Melodie und manchmal der Text mit. Und Fuß, Hand oder Kopf werden fast automatisch immer mit bewegt, eher mitgerissen, erst recht bei „Dock of the Bay“ von Otis Redding. Attila Vural lässt den Pavillon und die Zuhörer vor der Tür immer wieder staunen, wie er das macht. Sogar die Wildenten auf dem Teich spielen mit und quäken immer wieder dazwischen, aber durchaus an den passenden Stellen wie er hinterher lächelnd beteuert.
Ein Konzert, bei dem mir mein Zeitgefühl vor Faszination abhandenkam. Was, schon 90 Minuten ? Er fing doch gerade erst an… Großer und langanhaltender Applaus für einen ganz großartigen Musiker. Hoffentlich kommt er noch einmal wieder !!
Holger Niemann
Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne
immer wieder neue Sounds !
Sonntag, 26.8.2018 Die Liedermacherkiste
Michael „Humpel“ Friedrich im Roten Pavillon
Wie schon im letzten Jahr gab es wieder ein Soloprogramm von Michael Friedrich und seiner Liederkiste im Roten Pavillon.
Auch diesmal ist er ganz tief in
seine Liedermachersammlung eingetaucht und hat gestöbert, gesucht und gewählt.
Im vergangenen Jahr gab es bereits zu Beginn Ansagen, welche Stücke denn alle nicht gespielt würden. Diese Stücke waren nicht vergessen und wurden am vergangenen Sonntag alle eingepackt, da wollte Humpel Friedrich uns nichts schuldig bleiben.
Am Beginn stand diesmal Hannes Waders „Heute hier, morgen dort“. Weiter ging es mit Reinhard Mey („Über den Wolken“), den Michael aufgrund seiner beruflichen Stationen auch einmal selbst getroffen hatte. Dabei entlockte er ihm die verblüffte Aussage „was, das kennen Sie noch ??“ zu dessen Ballade „Der Schuttabladeplatz der Zeit“, die es natürlich im Anschluss auch zu hören gab.
Das diesjährige Programm umfasst einige Jahrhunderte, so zum Beispiel „Sooft im meine Tobackspfeife – Erbauliche Gedanken eines Tobackrauchers“ von Johann Sebastian Bach aus dessen zweiten Notenbuch für Anna Magdalena Bach (begonnen 1725), welches bei Michael Friedrich aber doch mehr nach Hannes Wader, als nach Bach klang.
Etwas jünger dann schon Carl Michael Bellmans „So troll´n wir uns“, welches wohl Ende des 18. Jahrhunderts in die Charts kam… Aus der Neuzeit stammten wiederum „Erzähl mir die Geschichte“ und „Langsam“, welche beide den Wise Guys zuzuordnen sind.
Nicht immer gehen musikalisches Wohlbefinden mit angenehmer Ausstrahlung einher, was Michael Friedrich untern anderem mit seinem „Mundgeruch-Blues“ eindrucksvoll vor Augen, bzw. besser Ohren führte. Aus seiner Feder stammte auch „In dieser Straße“, welches die Probleme der zuletzt Zugezogenen mit den lieben Nachbarn sehr bildlich vor Augen führte.
Ein Klassiker, der nicht fehlen durfte ist natürlich „Geh nicht fort von mir“, dessen Text aus der Feder von Klaus Hoffmann und dessen Melodie von Jacques Brel stammt („Ne me quitte pas“). So verging die geplante Stunde wie im Fluge und unversehens war Michael „Humpel“ Friedrich mit „Deinetwegen“ bei Udo Jürgens und dem letzten Stück angelangt.
Zu Recht großer Applaus für einen großen Liedermacherbogen und einem in jeder Hinsicht unterhaltsamen Auftritt.
Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne immer wieder für ein Solo gut !
Sonntag, 6.5.2018, Two of Us (Plus)
Gute-Laune-Musik im Roten Pavillon !
Wie schön, wenn die Sonne raus kommt und zugleich Two of Us im Roten Pavillon auftreten. Dann macht es so richtig Spaß, im Roten Pavillon zu sein, oder am Roten Pavillon Terrasse oder Strandkörbe zu belegen. Denn nun war ja die noch richtige Mucke dazu da.
Denn dafür sorgt ja unser Kulturprogramm.
In diesem Jahr war es einmal anders herum. Wir hatten mit Two of Us Plus ein Trio eingeladen. Es kamen aber nur Zwei. Bassist Jürgen Kuhlmann hatte „Rücken“ und musste daher schweren Herzens seine Mitwirkung absagen. Kein Grund für Michael Friedrich und Ines Hauseur, die eigentlich als Two of Us bekannt sind, ohne ihr Plus nun zu kneifen. Ganz im Gegenteil, wenn einer fehlt, müssen die anderen umso mehr ran.
Schon mehrfach waren Two of Us im Einsatz gewesen und hatten den Pavillon gerockt. 2018 halt wieder als Duo. Nachdem bereits der Soundcheck ab 14.00 Uhr zahlreiche Zuhörer rings um den Pavillon und in den Strandkörben angezogen hatte, ging es ab 15.00 Uhr dann richtig zur Sache.
Immer wieder launig von Michael Friedrich anmoderiert, der darauf hinwies, welche bekannten Gruppen ihre besten Hits im Grunde genommen für Two of Us geschrieben hätten, ging es mitten hinein und die Musik der 60er und 70er:
The Morning of my life, Hello Mary-Lou oder It never rains in Southern California (übrigens auch derzeit in Elmshorn). Fast immer waren es Melodien, die Köpfe und Füße mitwippen ließen und deren Texte, zumindest aber Refrains, den Zuhörern bekannt waren.
Um den Spielarm etwas zu entlasten, gab es auch diesmal einige a-capella-Einsätze. Bei When I`m 64 wurden die Instrumente weg gelassen, bzw. mit den Stimmen von Ines Hauseur und Michael Friedrich ersetzt. Und auch Proud Mary begann a-capella, womit Michael auch endlich einmal richtige Bass-Schwärze zeigen konnte.
Die geplante Stunde+X verging wie im Fluge und unversehens war man bereits im Zugaben-Block, alles natürlich ganz zum Vergnügen der zahlreichen Zuhörer im und vor dem Roten Pavillon, wo sich auch einige Zuhörer einfanden. Mit Those were the Days war der letzte Titel erreicht. Da wie immer mit vollem Einsatz gespielt wurde, gab es auch diesmal die Warnung an die ersten Reihen, dass mit vagabundierenden Musikern zu rechnen sei…
Wie immer großer Applaus für die Beiden, die den Spaß am Musizieren gut ans Publikum weitergeben konnten
Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne klingt jetzt sommerlich !
Sonntag, 22.4.2018, Pop-Stories im Roten Pavillon
Pat Fritz und Thomas Schultz
Was für ein Wochenende in Elmshorn. August-Wetter im April – wenn das mal nicht schon der Sommer war…
Auf jeden Fall das richtige Wetter, um im Roten Pavillon coole Mucke zu hören, wobei man sich an diesem Sonntag fast ein wenig nach Open-Air auf der Pavillon-Terrasse gesehnt hätte.
Bereits beim Aufbau wurde klar, Pop-Stories hat nicht nur mit Musik, sondern auch sehr viel mit der Pop-Geschichte von Vinyl-Schallplatten von einst bis zu heutigen CD´s zu tun. Liebevoll hatte Thomas Schultz seinem Leseplatz mit verschiedenster Plattencovern längst vergriffener Alben ein wenig Retro-Style verliehen.
Und dann ging´s los. Während PAT FRITZ im Hintergrund bereits leise den Rhythmus von „Smoke on the water“ intonierte, erzählte Thomas Schultz, HERR SCHULTZ, die Geschichte des Songs, der den Brand des Casinos Montreux zum Thema hat, welcher während eines Konzertes vom Frank Zappa und seinen Mothers of Invention ausbrach und am folgenden Morgen letztlich nur noch Rauch über dem Wasser des Genfer Sees übrigließ. Der daraus entstandene Song wurde das wohl bekannteste Stück der erfolgreichsten Deep-Purple-Albums Machine Head.
Im Anschluss wurde aus dem Musikbett dieser Pop-Story der Song herausgelöst und von Pat Fritz lediglich mit Gitarre und Stimme, also echt unplugged, dargeboten.
Eine Mischung die beim zahlreichen Pavillonpublikum sofort ankam. Da wippten Kopf und Fuß ganz unwillkürlich mit. Es begann ein Parforceritt durch die Musikgeschichte mit den bekanntesten Songs von Kansas („Dust in the wind“), Eric Clapton („Wonderful tonight“) bis hin zu Pink Floyd („Wish you were here“) und Robbie Williams („Let me entertain you“). Ganz wichtig auch, das nun endlich das Missverständnis aufgeklärt wurde, dass Bob Marleys „No woman no cry“ nichts damit zu tun hat, wie anstrengend Frauen sein können, sondern in den Straßen von Trenchtown richtig als Trostlied für die unglückliche Frau seines besten Freundes verstanden wurde.
Durch viele Songs und Genres hindurch konnte Pat Fritz zeigen, welch begnadeter Gitarrist er ist und vor allem welch wandelbare Stimme er besitzt. Mal kraftvoll, mal gefühlvoll, aber immer mit ganz viel Herz brachte er den Pavillon zum Klingen und Mitswingen. HERR SCHULTZ hingegen beeindruckt und fasziniert mit seiner ruhige aber kernigen Stimme, die sofort aufhören lässt.
So ganz nebenher wurde aber auch abseits der Songs darüber geplaudert, welche Chancen Musiker allgemein und Gitarrenspieler im Besonderen bei Frauen am Lagerfeuer haben („während Du mit Fingerpicking beeindruckst haben die Anderen schon die besten
Frauen abgegriffen“…) oder ob Tom Waits Stimme nun noch heilbar ist.
Ein toller Nachmittag mit allerfeinster Musik und sehr vielen Aha-Erlebnissen, was man über manche Lieblingslieder noch gar nicht wusste.
Zu Recht großer Applaus für einen großen Nachmittag zum Sommerauftakt.
Holger Niemann
Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne mit den Stories hinter den Songs !