Sonntag, 18.7.2021 You are Music
Birds of a Feather open air am Pavillon
Eine wirklich lange Durststrecke war seit der letzten Veranstaltung vor 18 Monaten zu durchschreiten, in der uns einmal mehr klar geworden ist, welchen gesellschaftlichen Wert Kultur eigentlich hat. Dies galt natürlich in viel größerem Maß für unsere musikalischen Gäste, die Gruppe „Birds of a Feather“. Es ist sicher nicht schön auf Theater und Musik verzichten zu müssen, wie viel schlimmer aber muss es sein, wenn Künstlern komplett der Stecker gezogen wird. (mehr..)
Wir starten wieder unser Kulturprogramm mit der ersten Open-Air-Veranstaltung
Bitte beachten Sie:
– nur mir verbindlicher Voranmeldung per Mail an
info@foerderverein-krankenhaus-elmshorn.de
– und unter Beachtung der besonderen Corona-Bedingungen.
Im|promp|tü –
Karma-Punkte aus Elmshorn!
Nach dem ersten Pavillon-Auftritt vom vergangenen Jahr hatte ich Im|promp|tü auch in diesem Jahr gebeten, den Roten Pavillon zu bespielen. Vor dem Hintergrund, dass ein schon länger geplanter Termin mit einer kanadischen Liedermacherin aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die benötigte Technik geplatzt war, waren wir gezwungen zu improvisieren. Logisch, dass einem dann Impromptü gleich zuallererst in den Sinn kommt. Daher war ich sehr froh, dass Christa trotz dicht getakteter Termine im Februar noch eine Spielmöglichkeit für sich und ihre Mitspieler Julia und Klaus gefunden hatte.
Impro-Theater lebt von der Lust an der Überraschung und diese Spielfreude war den drei Improvisateuren, welche für die Gruppe den Elmshorner Auftritt übernommen hatte, von der ersten bis zur 90ten Spielminute zu spüren. Julia, Klaus und Christa sprühten nur so vor Spielfreude und Wortwitz.
Dann ging es los. Schon beim ersten Einsatz sind die Zuhörer dabei, wenn der Countdown mit 5-4-3-2-1-los runtergezählt wird. Das Publikum gibt die Situation durch einen Ort oder eine Handlung vor und dann bleibt es den Protagonistinnen überlassen darauf zu reagieren, bis die Dritte im Bunde die Szene mit einem imaginären Vorhang beendet.
Gleich zu Beginn wurde ein Alltagsgegenstand aus dem Publikum, in diesem Fall eine kleine Haarbürste genommen und in vielen Szenen als Spiegel, Mikro-fon, Musikinstrument, oder auch als Geliebte bespielt.
Weiter ging es mit einer Drehbühne. Auch wenn der Rote Pavillon bisher noch keine derartige Vorrichtung hat, fällt so etwas nicht auf, wenn es einfach simuliert werden kann. So konnten wir in immer wiederkehrenden Situationen erleben, wie Klaus und Christa alias Hans und Elfriede als Hahn und Huhn Pläne schmieden, wie der abgewirtschaftete Hühnerhof doch noch überleben kann. Es mit Wahrsagerei zu versuchen – Ja, darauf muss man erstmal kommen.
Genauso, wie zwei Mütter Julia und Christa zunächst die Freiräume begrüßen, wenn die Kinder endlich aus dem Haus sind, um allmählich zu begreifen, wie schnell die damit einhergehende Einsamkeit auf die Nerven gehen kann. Aber so ist das, wenn die Kinder in Singapur sind.
Das Geschehen in einer Elmshorner Sargtischlerei wurde im Anschluss mit der technischen Schwierigkeit gewürzt, dass die Protagonisten spielen und gleichzeitig einen Mitspieler zu synchronisieren hatten. Echt schwierig und zauberhaft und vor allem sehr lustig umgesetzt.
Sehr schön auch das Interview von Klaus mit einer Erfinderin (Christa mit den Händen und Gesten von Julia), die im Laufe des Gespräches erraten musste, welche Erfindung sich das Publikum für sie erdacht hatte. Das es sich dabei um einen Staubsauger handelt, mit dem man auch noch telefonieren kann, ist ja nicht unbedingt alltäglich.
Kurzum: Ein einmaliger und ganz toller Theatergenuss, der so nie wieder aufgeführt werden wird. Dieses Format drängt sich geradezu für eine Wiederholung bei netteren Temperaturen an.
Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne immer überraschend !
Sonntag, 1.12.2019 Nicht ohne meine Gitarre
Attila Vural im Roten Pavillon
Attila Vural ist unter Gitarristen natürlich eine feste Größe. Nach seinem tollen Auftritt 2018 konnten wir ihn für einen weiteren Auftritt zu Beginn der diesjährigen Adventszeit im Roten Pavillon gewinnen.
Attila Vural begann seinen Elmshorner Auftritt mit „Indeed a World“ und damit schon auf seiner Konzertgitarre zu zeigen, über welche bemerkenswerte Fingerfertigkeit er verfügt. Nun wäre einzuwenden, dass doch jeder Gitarrist mit flinken Fingern unterwegs sein muss. Allerdings ist es bei Attila Vural schon schwierig mit dem Auge zu verfolgen, was die Hände und besonders die Finger tun. Eingebettet in eine groovige Bassbegleitung sind verschiedene Melodien zu hören, die wiederum von anderen musikalischen Einwürfen unterbrochen werden. Zeitweise meint das Ohr 3 verschiedene Instrumente zu hören. Daher schon beim ersten Song andächtiges Staunen bis zum Schlussakkord.
Viele Gitarristen bewegen die Gitarre nach dem finalen Griff und „schütteln“ quasi noch den letzten Ton aus dem Korpus. Ganz anders bei Attila Vural: Der dreht die Gitarre und streicht dann zärtlich über deren Rückseite und entlockt ihr dabei einen Ton oder Schlussakkord, ABER: Wie macht er das ?? Ich konnte es nicht lösen und habe bis zum Ende immer wieder gestaunt.
Es folgte mit „I Feel Good“ ein James Brown-Klassiker, der bei Attila Vural aber eine neues Klanggewand erhielt. Bei „Shawn & Chocolate“ dann wird die Gitarre zum Multi-Instrument. Attila schlägt die Saiten kaum, sondern klopft Rhythmus und Melodie aus der Gitarre. Immer wieder wird der Korpus zum Bongo umfunktioniert und tatsächlich alle Seiten des Korpus klangmäßig einge-setzt. Zwischendrin ruhen die Saiten auf seinem Schoß und werden dort hin- und her bewegt. Lachen und ungläubiges Kopfschütteln im Publikum. Was so alles am Instrument klingen kann.
Weil es ja auf Weihnachten zugeht und Attila selbstverständlich auch die Wünsche des Veran-stalters berücksichtigt, wird es dann auch noch ein wenig besinnlich im Pavillon: „Stille Nacht“, ein Weihnachtsklassiker. So etwas spielt Attila Vural nur einmal im Jahr, heute ist es wieder soweit. Natürlich klingt es in seiner Version etwas weniger getragen und erhält stattdessen einen etwas bluesigen Charakter.
Nun sind die Besucher gespannt, wann das andere Instrument zum Einsatz kommt:
Die Doppelhals-Gitarre ist erst nach der Pause dran. Neben dem klassisch anmutenden Hauptgriffbrett gibt es noch einen zweiten kürzeren und schmaleren Hals, der höher gestimmt ist und klanglich an eine Mandoline erinnert. Beide werden für sich, aber auch gemeinsam gespielt.
15 Saiten, die zum Klingen und Swingen gebracht werden. Das Geheimnis der jeweils 7. Saite ist schnell geklärt: Die D-Saite ist einfach gedoppelt. Ach so.
Neben vielen eigenen Kompositionen hat Attila Vural aber auch noch einige Klassiker mitgebracht. Bei „Sound of Silence“, „Can´t help falling in love“, oder eher selten gespielt „Cinema Paradiso“ aus dem gleichnamigen Film von Ennio Morricone läuft im Kopf immer die bekannte Melodie und manchmal auch der Text mit. Fuß, Hand oder Kopf werden fast automatisch immer mit bewegt, eher mitgerissen.
Bei den Zugaben wird es noch einmal besinnlich. „Moon River“ von Henry Mancini ist von der Melodie wirklich weihnachtlich und berührt die Herzen der Zuschauer. Mit „Dock of the Bay“ von Otis Redding, welches den Nachmittag im Roten Pavillon beschließt werden aber Alle nochmal auf Temperatur gebracht.
Attila Vural lässt den Pavillon und die Zuhörer immer wieder staunen. Wie im letzten Jahr staune auch ich, dass 90 Minuten schon wieder vorbei sind großer und langanhaltender Applaus für einen ganz großartigen Musiker. Hoffentlich bis zum nächsten Mal !!
Holger Niemann
Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne – immer wieder neue Sounds !