Im|promp|tü – Karma-Punkte aus Elmshorn!
6. März 2020 | Holger NiemannIm|promp|tü –
Karma-Punkte aus Elmshorn!
Nach dem ersten Pavillon-Auftritt vom vergangenen Jahr hatte ich Im|promp|tü auch in diesem Jahr gebeten, den Roten Pavillon zu bespielen. Vor dem Hintergrund, dass ein schon länger geplanter Termin mit einer kanadischen Liedermacherin aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die benötigte Technik geplatzt war, waren wir gezwungen zu improvisieren. Logisch, dass einem dann Impromptü gleich zuallererst in den Sinn kommt. Daher war ich sehr froh, dass Christa trotz dicht getakteter Termine im Februar noch eine Spielmöglichkeit für sich und ihre Mitspieler Julia und Klaus gefunden hatte.
Impro-Theater lebt von der Lust an der Überraschung und diese Spielfreude war den drei Improvisateuren, welche für die Gruppe den Elmshorner Auftritt übernommen hatte, von der ersten bis zur 90ten Spielminute zu spüren. Julia, Klaus und Christa sprühten nur so vor Spielfreude und Wortwitz.
Dann ging es los. Schon beim ersten Einsatz sind die Zuhörer dabei, wenn der Countdown mit 5-4-3-2-1-los runtergezählt wird. Das Publikum gibt die Situation durch einen Ort oder eine Handlung vor und dann bleibt es den Protagonistinnen überlassen darauf zu reagieren, bis die Dritte im Bunde die Szene mit einem imaginären Vorhang beendet.
Gleich zu Beginn wurde ein Alltagsgegenstand aus dem Publikum, in diesem Fall eine kleine Haarbürste genommen und in vielen Szenen als Spiegel, Mikro-fon, Musikinstrument, oder auch als Geliebte bespielt.
Weiter ging es mit einer Drehbühne. Auch wenn der Rote Pavillon bisher noch keine derartige Vorrichtung hat, fällt so etwas nicht auf, wenn es einfach simuliert werden kann. So konnten wir in immer wiederkehrenden Situationen erleben, wie Klaus und Christa alias Hans und Elfriede als Hahn und Huhn Pläne schmieden, wie der abgewirtschaftete Hühnerhof doch noch überleben kann. Es mit Wahrsagerei zu versuchen – Ja, darauf muss man erstmal kommen.
Genauso, wie zwei Mütter Julia und Christa zunächst die Freiräume begrüßen, wenn die Kinder endlich aus dem Haus sind, um allmählich zu begreifen, wie schnell die damit einhergehende Einsamkeit auf die Nerven gehen kann. Aber so ist das, wenn die Kinder in Singapur sind.
Das Geschehen in einer Elmshorner Sargtischlerei wurde im Anschluss mit der technischen Schwierigkeit gewürzt, dass die Protagonisten spielen und gleichzeitig einen Mitspieler zu synchronisieren hatten. Echt schwierig und zauberhaft und vor allem sehr lustig umgesetzt.
Sehr schön auch das Interview von Klaus mit einer Erfinderin (Christa mit den Händen und Gesten von Julia), die im Laufe des Gespräches erraten musste, welche Erfindung sich das Publikum für sie erdacht hatte. Das es sich dabei um einen Staubsauger handelt, mit dem man auch noch telefonieren kann, ist ja nicht unbedingt alltäglich.
Kurzum: Ein einmaliger und ganz toller Theatergenuss, der so nie wieder aufgeführt werden wird. Dieses Format drängt sich geradezu für eine Wiederholung bei netteren Temperaturen an.
Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne immer überraschend !